Fehlende Infrastruktur
Überlastete Straßen und Infrastruktur
Die Infrastruktur unserer Region ist schon jetzt überlastet. Mit dem sog. „Maritim-Touristischen Gewerbegebiet auf Pütnitz“ droht der Kollaps für den Straßenverkehr in der gesamten Region. Die Lebensqualität in Damgarten verschlechtert sich dramatisch
Ribnitz-Damgarten gehört zur Region Fischland Darß – einem der attraktivsten Urlaubsgebiete an der Ostsee. Der Tourismus hat seit der deutschen Wiedervereinigung kontinuierlich zugenommen. So hat sich die Anzahl der Übernachtungsgäste in MV von 2,7 Mio in 1993 auf 8,4 Mio in 2019 mehr als verdreifacht. Auf Fischland-Darß entfallen davon 575.000 Übernachtungsgäste in 2019. Dazu kommt mindestens noch einmal die doppelte Anzahl von Tagesgästen. Die Infrastruktur in der Region hat mit der massiven Zunahme des Tourismus nicht Schritt gehalten mit der Folge, dass der Tourismus bereits jetzt die Region massiv überfordert und ihr schadet.
Die Überforderung der Infrastruktur betrifft alle wesentlichen Gebiete: das Trinkwasser wird knapp, die Abwasseranlage ist am Limit, die Müllabfuhr schafft kaum noch ihre Aufgaben und Ordnungswidrigkeiten werden nicht mehr verfolgt.
Am Straßenverkehr wird die Überforderung der Infrastruktur für jeden spürbar. In unserer Gegend gibt es allein das Auto als nennenswertes Verkehrsmittel. Die touristischen Ströme wälzen sich auf den einzig verfügbaren Straßen: auf der Bundesstraße 105 von Rostock nach Ribnitz-Damgarten sowie auf der Landstraße 21 auf die Halbinsel Fischland-Darß. Dabei macht die Verkehrsbelastung nicht nur die An- und Abfahrten der Touristen aus, sondern zusätzlich die Vielzahl der Tagesausflüge durch Urlauber. Es handelt sich hierbei nicht mehr um ein Problem in den Sommermonaten Juli / August sondern um ein massives Problem in allen Monaten zwischen April und Oktober sowie Weihnachten / Jahreswechsel. Im Ergebnis gibt es kaum noch einen Tag ohne Stau auf der B 105. Einheimische Pendler nach Rostock wissen, dass die B 105 nur bis 8.00 und dann wieder ab 18.00 staufrei ist. Ansonsten verlängert sich die Autofahrt von Rostock nach Ribnitz-Damgarten sehr schnell von 45 auf 80 Minuten.
Mit der Schaffung des massentouristischen Zentrums auf Pütnitz steht die Infrastruktur vor einem Kollaps. Es kämen insgesamt bis zu 800.000 Touristen zusätzlich, davon etwa 300.000 Übernachtungsgäste und schätzungsweise bis zu 500.000 Tagesgäste.
Der Bürgermeister hat seine eigene Sicht auf das Verkehrsproblem, sieht die Lösung des durch ihn geschaffenen Verkehrskollaps bei anderen und schlägt realitätsfremde Maßnahmen vor:
Totalverlust der Ortsmitte von Damgarten
Dramatisch wird es für die Einwohner des Stadtteils Damgarten. Die einzige aktuelle Straßenverbindung von der B 105 zur Halbinsel Pütnitz verläuft mitten durch das Zentrum von Damgarten auf einer Straße, die aufgrund der engen Bebauung teilweise so schmal ist, dass – mit viel Vorsicht – gerade einmal zwei PKW aneinander vorbeifahren können.
Eine massive Befahrung mit LKW und PkW durch die enge Straße ist kaum vorstellbar. Die Stadtvertretung möchte Abhilfe mit einer Baustraße und einer Umgehungsstraße schaffen. Allerdings ist die Vollendung beider Straßen nach dem Willen des Bürgermeisters keine Voraussetzung für den Bau und Betrieb des Touristenzentrums. Die Stadt hält an den Terminen für den Baubeginn und die Eröffnung aber auch dann fest, wenn die Bau- und / oder Umgehungsstraße überhaupt nicht gebaut werden bzw. nicht fertiggestellt sind. Es ist jetzt schon klar, dass die Baustraße nicht zum geplanten Beginn der Bauarbeiten fertig wird. Gleiches droht der Umgehungsstraße hinsichtlich der Eröffnung des Center Parcs. Das bedeutet, dass sich der gesamte Baustellenverkehr und die Touristenströme durch die enge Hauptstraße von Damgarten zwängen werden. Der Bürgermeister rechtfertigt diese Variante mit dem Ergebnis des Raumordnungsverfahrens aus dem Jahr 2015. Für die Bürger von Damgarten stellt das eine erhebliche Gefährdung ihrer Gesundheit dar: bei Nutzung des Gehwegs sowie durch den Lärm und die Erschütterungen durch Schwerlasttransporte und Autokolonnen.
Überlastung der Bundesstraße 105:
Der Bürgermeister sieht für den – durch das Touristen-Zentrum – entstehenden Verkehrskollaps auf der B 105 allein den Bund in der Verantwortung, da es sich um eine Bundesstraße handelt. Im Übrigen ist der Bürgermeister über eine weitere Belastung der B 105 „froh“, weil damit der Druck auf den Bund steigt, eine Lösung zu finden.
Eine solche Auffassung ist mehr als nur ein Schlag ins Gesicht für die vielen Einwohner unserer Region, die zur Arbeit nach Rostock pendeln. Der Bürgermeister schafft ein Verkehrs-Chaos, weist aber alle Verantwortung zur Lösung des Problems von sich und auf andere. Ausbaden werden wir Einheimischen es, wenn wir dann noch öfter und länger im Stau stehen und zu spät unsere Kinder von der Kita / Schule abholen, es nicht mehr zum Supermarkt oder zum Verein schaffen. Der Bürgermeister weiß, dass er uns damit noch mehr Probleme macht, aber der Tourismus ist ihm wichtiger als die Lebensqualität von uns Bürgern.
Chaos auf der Landstraße 21:
Die Stadtvertretung möchte den extrem ansteigenden Autoverkehr zwischen dem Touristen-Zentrum und den Ostseebädern auf Fischland dadurch lösen, dass zukünftig Elektrofähren von Pütnitz über den Bodden zu den Ostsee-Gemeinden Dierhagen und Wustrow fahren und damit die Urlauber auf das Auto verzichten.
Es ist offensichtlich, dass dies nicht funktionieren kann. Zum einen ist ein intensiver Fährbetrieb mitten durch den Saaler Bodden als Vogelschutzgebiet der höchsten Kategorie (Naturschutzgebiet und FFH – Gebiet) kaum genehmigungsfähig.
Zum anderen geht diese Idee an der Lebenswirklichkeit vorbei. Die Häfen der Ostseegemeinden sind etwa 1,5 Km vom Ostseestrand entfernt. Demnach müssten also die Urlauberfamilien mit ihren Kindern und dem gesamten Strandgepäck das gesamte Ostseebad durchlaufen und dabei auch noch die L 21 überqueren. Die Lebenswirklichkeit sieht so aus, dass alle Familien mit ihrem Auto fahren und einen Parkplatz strandnah in Dierhagen oder Wustrow suchen werden. Dies wird zum verkehrstechnischen Alptraum, weil bereits jetzt schon nicht genügend Parkplätze für die Touristen auf dem Fischland gibt.